Das Singen der Schafe, Teil 3

Hello and welcome in my Cottage life.

Wie versprochen hier der dritte Teil unserer Reise nach Connemara. Wer den ersten und zweiten Teil lesen möchte, findet den Link auf dieser Seite, rechts oben.

Im heutigen Beitrag geht es entlang des „wild atlantic way“ durch einsame von Menschen verlassene Gegenden, immer nah an der Küste, an einen Strand der scheu und fast unberührt erscheint, umgeben von Dünen und hohen Felsen. Weisser Sand der sich weich und warm anfühlt unter nackten Füssen.

Der letzte Beitrag endete mit dem Besuch auf dem Friedhof von Leenane, der fast wie angeklebt an einem Hang am Ende des Fjords liegt, Ihr erinnert Euch an die magisch schöne Stimmung über dem Wasser das wie blauer Samt im verblassenden Tag schimmerte. Als wir später ins B & B zurück kamen waren wir alle müde, satt und zufrieden, so zufrieden, dass wir gleich zu Bett gingen, obwohl es noch nicht ganz dunkel war. Die Mädchen fielen augenblicklich in tiefen Schlaf, mein Mann las die Zeitung, und ich schaute in den schwarzen Berg und lauschte den Schafen. Immer tiefer fielen die dunklen Schatten über den Felsen, die Nacht brach herein, der Wind spielte mit den Vorhängen vor der offenen Türe, und mir schien die Luft riecht nach Sommer der bereits den Herbst ahnen lässt. Lange blieb ich wach, liess den vergangenen Tag noch einmal an mir vorüberziehen. Erinnerte mich an den Schafhirten, den gross gewachsenen Mann mit Stiefeln bis an die Knie und dem langen Stock in der Hand, Hunde die ihn umwedelten und darauf warteten die Schafherde zu dirigieren. Dieses Bild hatte sich mir tief eingeprägt und löste Gefühle aus nach Nostalgie und heiler Welt, doch wurde mir auch bewusst dass die Aufgabe und Verantwortung eines Schäfers wohl eher harte Arbeit als Romantik bedeutete. Erstaunlich, dass ich die Schafherde gar nie zu Gesicht bekommen habe, nur ihren Gesang vernahm der durch das Tal hallte. Ich hing meinen Gedanken nach, hörte die späten Gäste nach Hause kommen, Schritte tappten auf dem Flur, Türen wurden geöffnet und schlossen sich sogleich wieder. Die Dunkelheit und Stille der Nacht empfand ich als tiefe Tröstung in meiner Seele, obwohl es doch gar nichts zu trösten gab. Ein Gefühl kam in mir hoch, dass ich nicht sofort einordnen konnte, doch dauerte es nur ein paar Augenblicke und ich wusste, was da gerade in meinem Herzen nach Aufmerksamkeit suchte. Ich hatte Heimweh, ganz gewöhnliches Heimweh, vermisste mein Feuer, den gemütlichen Stuhl, den ich nur mit meinen Zehenspitzen anstupsen muss, um mich sanft zu schaukeln, den heissen Tee aus frischer Pfefferminze die ich oft spätabends aus dem Garten hole. Während ich so in meinen Cottage Sehnsüchten schwelgte, fiel ich in einen tiefen ruhigen Schlaf und hörte nicht einmal mehr die Schafe singen.

Am nächsten Morgen während wir das Irische Frühstück genossen, mit Sodabrot und gesalzener Butter, Rührei und weissen Bohnen in Tomatensauce, diskutierten wir den Tag der vor uns lag. Die Mädchen wollten bleiben, ich hätte nichts dagegen nach Hause zu gehen und mein Mann konnte sich beides gut vorstellen. Die Entscheidung wurde uns abgenommen, das Zimmer war bereits wieder vermietet, die nächsten Gäste unterwegs. Wir hatten ja nicht im Voraus gebucht und dass wir überhaupt ein Zimmer gefunden haben grenzte schon beinahe an ein Wunder, zumindest zu dieser Zeit des Jahres.

Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg, der uns in Richtung Norden führte, entlang des „wild atlantic way“, den Weg, der an der Küste entlangführt. Die ganze Länge dieses Weges ist mindestens 2500 Km lang, er führt von Donegal im Norden bis nach Cork im Süden der Grünen Insel. Wir würden als nur einen sehr kleinen Teil davon befahren. Ausserdem wollten wir ja nicht einfach nur durchfahren, der Weg durch diese Gegend hat soviel an Schönheit und spektakulären Aussichten zu bieten die wir uns nicht entgehen lassen wollten. Nur wenige Km ausserhalb Leenane machten wir unseren ersten Halt um den „Aasleagh Waterfall“ zu bewundern. Dieser Wasserfall liegt am „Erriff River“, der wiederum in den Fjord einmünden wird, sich verbinden mit dem grossen Wasser, dem Meer. Der Erriff River ist sehr beliebt für Fischer die Lachse fangen möchten. Wer den Wasserfall gerne aus der Nähe besichtigen will und dem Rauschen und Tosen lauschen, geht den schmalen Naturpfad der durch die Wiese führt. Der Wasserfall ist eingebettet in eine wunderschöne Gegend die vor allem von Schafen und Pferden bewohnt wird.

Wir fuhren weiter durch die malerische Landschaft, die durchzogen ist von Flüssen und kleinen Seen, wunderschönen Häusern die zwar bewohnt, doch oft versteckt hinter knorrigen Büschen und Bäumen, ich vermutete, dass die meisten davon als Ferienhäuser benutzt werden. Je weiter wir in Richtung Norden fuhren um so schmaler wurde das Tal, zu beiden Seiten der Strasse erhoben sich die Felsen, schwere Wolken hingen tief hinunter, und obwohl kaum ein Sonnenstrahl durchdringen konnte, war es sehr mild.

Der Himmel sollte sich aber bald lichten, die Wolken verziehen und auch die Gegend weitete sich aus, und wir stellten fest, dass im Küstengebiet nicht nur Schafe, Pferde und Esel leben, sondern auch Menschen. Sobald das Land ebener und flacher wird, wird auch Landwirtschaft betrieben, Kühe grasen friedlich auf den Weiden, nebst all den alten verlassenen Ruinen finden sich auch neu gebaute Häuser, die oft von sehr imposanter Grösse sind. Dazu muss gesagt sein, dass hier, wie in vielen ländlichen Gegenden, mehr als genug Land vorhanden ist. Ich denke mir auch, dass die Iren im heutigen Irland wohl genug haben von kleinen Häusern, die feucht und eng sind, und nur mit einem Feuer aus Holz und Torf gewärmt werden. Doch wird es mir etwas schwer ums Herz, wenn ich die unzähligen verlassenen Cottages sehe, die oft nur noch aus ein paar Mauern bestehen, und der Himmel ins Innere zu fallen scheint. Einst waren sie das Daheim von Menschen, die ihr Haus oder gar die Insel verlassen mussten, aus notwendigen, wirtschaftlichen Gründen, weil Hunger und Verfolgung den Lebensalltag der Iren bestimmten.

Wer die Fotos der Ruine und des Hauses, das noch bewohnt wird, genau ansieht, bemerkt dass sich dahinter, genauer gesagt darunter das Meer verbirgt. Hier breitete sich die Weite des Atlantiks aus und liess uns intuitiv einen tiefen Atemzug nehmen. Ein Strand legte sich als weisser Teppich uns zu Füssen, beeindruckend war vor allem der Gegensatz von schroffen Felsen und dem sanften Weiss des Sandes. Überrascht hat uns auch, dass der Silverstrand, so sein Name im wahrsten Sinne des Wortes, kaum von Menschen besucht wird, das beweisen die wenigen Spuren im Sand. Umhüllt von dicht bewachsenen Dünen und im Schutze der Berge ist dieser Ort eine wahre Entdeckung.

Hier verweilten wir, hielten Rast, steckten die Füsse in den Sand, liessen uns vom warmen Wind durchwehen, und irgendwie waren wir einfach satt. Nicht nur des Picknicks wegen das wir genossen, soviel an Schönheit für das Auge, soviel an Nahrung auch für die Seele. Das Tal das diesen Ort umgibt, heisst „the lost valley“, das verlorene Tal. Warum es so heisst weiss ich nicht, vielleicht weil es tatsächlich fast vergessen wurde, zu weit entfernt der Zivilisation, meilenweit hatten wir keinen Laden und kein Pub entdeckt. Es gab Touristen hier, aber nicht die grosse Masse, und genau das verleiht diesem Teil der Grünen Insel diesen Zauber der Unberührtheit und des Geheimnisvollen.

The lost Valley, am Rande der Klippen. Hier geht es nur zu Fuss weiter, und auch das nur auf eigenes Risiko.

Mittlerweile war der Nachmittag schon fortgeschritten, bei schönstem Sonnenschein setzten wir unsere Reise fort. Irgendwo hielten wir an, labten uns an einem köstlichen Eis, habe ich schon erwähnt, dass es das weltbeste Softeis in Irland gibt? Gegen Abend als wir beinahe unser Cottage erreicht hatten, wurden wir von einem heftigen Regen überrascht. Es schüttete wie aus Kübeln, doch tat die Nässe der Natur gut, der July war ein milder Monat mit wenig Regen. Im Cottage angekommen, entzündeten wir das Feuer, tranken Tee, assen Toast und Käse. Es war der 25. July, ein paar Tage würden uns noch bleiben.

Meine Lieben, ich bedanke mich für Euren Besuch im Cottage Leben, mein nächster Beitrag erscheint Mitte September, da werden wir längst wieder zurück in der Schweiz sein. Passt auf Euch auf, und geniesst die warmen Tage die hoffentlich noch folgen werden.

Herzliche Grüsse aus dem Cottage

Gertrud Carey

Pascal Bucher

Bucher Identity & Design

Ihre Kreativagentur für Grafik, Webdesign und Signaletik.

Persönlich. Ganzheitlich. Agil.

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